Die Rückkehr der inneren Emigration Pascal, 13. August 202413. August 2024 Will man sich in die Nesseln setzen, braucht es in der Schweiz kaum mehr als einen überspitzt kritischen Kommentar zum herrschenden Zeitgeist. Jedenfalls gegenüber einer gewissen, nicht gerade kleinen Anzahl von Zeitgenossen, die allen Ernstes denken, man lebe heute primär davon, dass man bei jedermann mit seinen Sexualpraktiken hausieren gehen und dabei reichlich Applaus erwarten könne. Erst wenn Toleranz um jeden Preis erzwungen ist, so könnte man meinen, darf es vielleicht sekundär auch einmal um Wesentlicheres wie das tägliche monetäre und materielle Überleben, also um Mammon und die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen gehen. Insofern hat sich das Bonmot, dass es immer zuerst um das Fressen und erst danach um die Moral ginge, mittlerweilen selbst ad absurdum geführt. Meinerseits schnappt nun, je nach Stimmungslage einmal der Beiss-, oder viel häufiger der Würgereflex ein, höre ich schon nur das Adjektiv ‚progressiv‘. Wäre es nur die Notwendigkeit, aus reiner Höflichkeit das Kotzeimerchen zu holen, könnte ich möglicherweise noch darüber hinweggehen. Die Divergenz im Verständnis des Wortes ‚progressiv‘ meinerseits mit dem innerhalb meiner ehemaligen politischen Herkunftssphäre ist mittlerweilen derart gross, dass die Analogie vom sich Übergeben nicht mit Magengrimmen, sondern mit einem perforierten Appendix zu erklären wäre. Dabei ist dieses Adjektiv nur ein an sich bedeutungsloses Beispiel. Es ist bloss einer von vielen Triggern, von denen sich sukzessive immer mehr, ganz unmerklich eingeschlichen haben. Diskursverschiebung eben. Nur nebenbei sei die Perversion der politischen Rechten erwähnt, die ebenjene Diskursverschiebung innerhalb ihrer Herkunftssphäre in Richtung ‚links‘, meist in den Termen ‚links-grün‘ oder ‚links-grün versifft‘ framen. So haben alle politischen Lager ihre wohlgepflegten Lebenlügen. Meine Wenigkeit hat sich über die letzten 8 bis 10 Wochen immer weiter vom Geschehen abgesetzt. Das stupide sich Abarbeiten seitens der Rechten an ihrem vermeintlich linken Gegenpart halte ich schlicht für sinnbefreit, und die pseudolinke Sprechblasenproduktion löst wie bereits erläutert nur noch rasende Wut und das Bedürfnis, im Strahl zu kotzen aus. Die Dichte an Widerwärtigkeiten und so auch deren Intensität hat ein Niveau erreicht, welches ich angesichts der Verwerfungen in meinem unmittelbaren Umfeld nicht mehr selektiv und distanzwahrend verarbeiten kann. Es zeigt sich, dass, was ich vor über 20 Jahren als meine persönliche innere Emigration aufgefasst hatte, kaum mehr als eine Andeutung derselben war. Es war vielmehr eine reguläre Emigration – weg aus meiner damaligen Sphäre, die rückblickend betrachtet schon zu jener Zeit erste Zerfallserscheinungen zeigte, welche nun schon seit längerem – sollte man noch halbwegs bei Verstand sein und sich eine gewisse Kritikfähigkeit erhalten haben – niemand mehr verleugnen kann. Die Entfremdung gegenüber meiner Herkunft nahm dort ihren Ursprung. Die innere Zwietracht, die sich darob entsponnen hatte, trug ich lange mit mir herum. Gut, wenigstens dies hat sich mittlerweilen geklärt. Ohne Anspruch auf der Weisheit letzter Schluss stellen zu wollen, suche ich den fehlenden Part, die Lücke in der Erzählung nicht mehr länger endlos in meinem eigenen Denkprozess. Die Penetranz, mit der man uns all die Narrative glauben machen will, ist derart enttarnend, dass man, sofern noch eine gewisse Leichtigkeit vorherrschte, der hanebüchernen Argumentation nur mit schallendem Lachen begegnen müsste. Mein Reservoir an Hohn und Spott scheint hingegen mittlerweilen erschöpft. Ich spüre, wie alles an mir nagt. Die vehemente Leugnung selbst der offensichtlichsten Widersprüche und all der evidenten Unwahrheiten – vulgo: Lügen, die man uns die letzten 4 Jahre glauben machen wollte, bereiten eben nicht bloss Kummer. Die Dystopie als Melange von Orwell, Kafka und Huxley nimmt täglich mehr Gestalt an. Der tägliche Wahnsinn Ganz persönlich Gedanken CoronaDummschwätzereiPolitikPsychosachenSinnkrise
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