Wieviel Weltuntergang darf es heute sein? Pascal, 20. August 202317. September 2023 Auf meinem Kalender steht heute der 20. August. Traurig, aber wahr… Der Sommer wird in Kürze vorbei sein. Zum Glück – werden wahrscheinlich nicht wenige sagen. Immerhin werden wir nun seit Wochen, wenn nicht Monaten erneut mit Horrorbilder einer brennenden, austrocknenden Welt geflutet. Während meiner 10 Jahre im Tessin ist mir Wassermangel durchaus nicht unbekannt. Es kam immer mal wieder vor, dass die Gemeinden die Bevölkerung über Wasserengpässe informiert und zum Wassersparen aufgefordert hatten. Für viele wohl überraschend, waren diese Probleme allerdings kein Problem des Sommerhalbjahres, sondern des Spätwinters, also Februar-März, da die Winter oft sehr trocken waren. So kam es dann auch, dass die Waldbrandgefahr oft bereits zu dieser Jahreszeit eine Bedrohung darstellte, während in den oft niederschlagsreichen Sommern, vorallem zu deren Beginn im Juni oft keine Gefahr bestand. 2023 illustriert das sehr gut. Während in vielen Gegenden der Schweiz zum Teil hohe bis sogar sehr hohe Waldbrandgefahr herrscht(e), war dies im Tessin, der vermeinlichen Sonnenstube der Schweiz diesen Sommer kein Thema. Denn es war ein eher feuchter, wettermässig instabiler Sommer auf der Alpensüdseite. Mir ist das besonders bewusst, weil ich seit Sommerbeginn zusammen mit M. immer auf einige passende Tages für das wild im Süden Campieren Ausschau halte – aber es hat sich kein Zeitfenster einiger Tage, vielleicht einer Woche mit stabilem, trockenen und sonnigen Wetter gezeigt. Ebenso war die Zeit zwischen Mitte Juli und bis ungefähr zum 10. August auch auf der Alpennordseite wettermässig durchzogen bis, meinem Empfinden nach, bereits recht kalt, was sich für mich konkret daran ablesen liess, dass ich wieder lange Hosen aus dem Schrank holen musste, um zuhause nicht zu frieren. Bitte jetzt keinen Aufschrei seitens irgendwelcher Klimaaktivisten: Ja, ich weiss, Wetter ist nicht gleich Klima. Darum geht es allerdings nicht. Vielmehr ist die Frage, warum wir seit Covid ständig mit Katastrophenszenarien und Weltuntergangsstimmung geflutet werden? Soweit ich mich in meine Kindheit zurück zu erinnern vermag, waren verhehrende Waldbrände in Spanien, Italien und Griechenland bereits in den 80er ein Thema. Auch in der Schweiz gab es schon damals immer mal wieder lokal begrenze Brände. Das war nun eben so, es gehörte mit dazu und nicht selten wurde dann auch berichtet, dass ein solcher Brand die Grundlage für einen noch vielfältigeren Neustart der Natur lege. Spannend ist auch die Erkenntnis, dass es extreme Hitze an Orten gibt, deren Name bereits besagt, dass dort eher extreme Witterung vorherrscht. Ob man nun der Seriosität der Wikipedia trauen will oder nicht scheint es doch so zu sein, dass im Death Valley schon seit Anbruch des 20. Jahrhunderts, also seit Beginn der Erfassung meteorologischer Messwerte, Temperaturen von bis zu 50°C und manchmal auch kurzzeitig darüber gemessen werden können. Die ausgemalten Untergangsszenarien gleichen sich. Was Ende 2019 und Anfangs 2020 erst einmal nur mit einem neuartigen Virus, welches Atemwegsinfekte auslöst, begann, wurde recht schnell zur Zombieapokalypse hochstilisiert. Ich liesse noch mit mir streiten in der Frage, ob der erste Lockdown damals gerechtfertigt war oder nicht. Meiner Auffassung nach war er vielleicht nicht gänzlich unbegründet. Ebenso lasse ich mich auch noch davon überzeugen, dass klimatische Veränderungen im Gang sind. Beiden Themen gemeinsam ist jedoch, dass einerseits ständig darauf gepocht wird, dass die ‚Wissenschaft‘ dieses und jenes sage und dabei alle Wissenschafter unisono mit 99% Übereinstimmung auch noch dasselbe sagten. Das war nachweislich bei Covid falsch, ebenso gibt es klare Hinweise, dass es auch diese Eintracht in der Wissenschaftsgemeinde bezüglich des Klimawandels, beziehungsweise der Ursachen für den Klimawandel nicht gibt. Ich mag mich hier aber nicht in der wissenschaftlichen Kleinstaatlichkeit verlieren. Verbindend bei beiden Themen ist jedenfalls, dass sie exzessiv als Vehikel zur Meinungsmache und Manipulation der Öffentlichkeit benutzt werden. Der autoritäre Staat, der dann auch gerne mal Grundrechte ausser Kraft setzt, ist wieder zurück. Die Unverbrüchlichkeit bürgerlicher Rechte ist plötzlich infrage gestellt, wenn es darum geht, ein mittlerweilen nachweislich falsch als Killervirus dargestelltes Virus einzudämmen. Täte man dies nicht, so wurde argumentiert, würden wir in Kürze in den Strassen über Leichenberge klettern müssen. Nun, da das Coronavirus als das enttarnt worden ist, was es wirklich ist – ein durchaus ernstzunehmender, für die Bevölkerungsmehrheit aber trotzdem weitestgehend ungefährlicher Erreger von Atemwegserkrankungen – wird nun, oh Wunder, mit der Klimapanik nahtlos an die Coronapanik angeschlossen. Der neue Obrigkeitsstaat braucht die Apokalypse mittlerweilen zwingend, weil ihm die Argumente für eine sachliche Diskussion fehlen, oder er sich gar nicht erst bemüht, über seine ihm zuarbeitenden Ministerien, in denen eigentlich Fachleute sitzen sollten, sich welche zu erarbeiten. Ebenso muss man aber auch konstatieren, dass es um eigenverantwortliches Handeln seitens der Bevölkerung auch nicht zum besten bestellt ist. 40 Jahre Neoliberalismus und die dabei ausgegebende Maxime, jeder sei sich selbst der Nächste, zeigt nun erst in Krisenzeiten seine fatale Wirkmacht. Da mutete es wirklich lächerlich an, zu Beginn der Corona-Episode an die Solidarität der Bürger mit den schwächeren Mitmenschen zu appelieren. So als ob es Solidarität in einer seit Jahrzehnten auf rücksichtslosen Individualismus und reinen Egoismus getrimmten Gesellschaft noch geben könnte. Eine orwellianische Rabulistik setzte damals ein und hat bis heute nicht mehr wirklich aufgehört. Lediglich die Themen haben sich verändert. Während man mit Covid den Kindern die Schuld am möglichen Tod von Oma und Opa zuzuweisen versuchte, wird derzeit mit allen Formen von Shaming versucht, die Menschen fügsam zu machen, damit sie auf Mobilität und bestimmte, ökologisch angeblich problematische Lebensmittel verzichten. Gewiss kann man mit recht guten wissenschaftlicher Fakten untermauern, dass exzessiver Fleischkonsum ungesund und für die Umwelt in solchem Ausmass auch nicht unproblematisch ist. Gleiches lässt sich für die schier grenzenlose Mobilität feststellen. Ein Flug mit einem A320 hinterlässt den grösseren ökologischen Fussabbruch als ein Zug, der dieselbst Strecke zurücklegt. Nur gibt es hier verschiedene Probleme Ein ganz verwerfliches Beispiel ist in der Mobilität zu finden, wo es zumindest noch bis vor kurzem so war, dass eine bestimmte Strecke mit dem Flugzeug für den Passagier günstiger überbrückt werden konnte als mit dem Zug. Dass gerade Mobilität mit dem Zug so teuer und oftmals unzuverlässig ist, kann man aber gewiss nicht dem Reisenden ankreiden. Es ist das Ergebnis einer fehlgeleiteten Politik, die die Dinge genau so haben will und die Verantwortung für das eigene Versagen dann auf den Einzelnen abschiebt, der sich schlicht nur an den eigenen finanziellen Möglichkeiten orientiert. In dem Zusammenhang liesse sich hier auch gleich noch diese ebenfalls neoliberal geprägte Lebensauffassung kritisieren, die vorspielt, es sei nicht nur legitim, sondern auch erstrebenswert, für ein Shopping-Weekend nach Milano, Barcelona oder New York zu jetten. Was einst ein Phänomen in Kreisen der Reichen und Superreichen war, wurde durch die Mobilitätspolitik proletarisiert, so dass nun alle gesellschaftlichen Schichten an diesem Irrsinn partizipieren können. Dabei kritisiere ich noch nicht einmal diejenigen, der unterhalb der Reichen stehenden Gesellschaftsschicht, die dies auch aus Lust an der Sache und sicherlich auch aus Prestigegründen tun wollen, sondern die Auffassung an und für sich, die solche Verhaltenweisen als erstrebenswert und das Leben als erst richtig lebenswert machend darstellen. Das ist keineswegs primär eine ökologische, sondern eine ökonomische Frage. Böse gesagt, könnte man solche Verhaltensweisen als dekadent bezeichnen, die wohlstandsgesättigte Gesellschaften irgendwann zu entwickeln beginnen, wenn die wirtschaftlich am besten ausgestatteten Bürger bereits alles haben, was man haben kann und will beginnen, sich solchen, man muss es so sagen, widerwärtigen Gepflogenheiten hinzugeben und diese dazu noch als gesellschaftlichen Massstab zu setzen, mit dem irgendwann auch die weniger Begüterten mithalten wollen. Der dumme Unterschied ist allerdings, dass die Weltuntergangsszenarien lediglich an die Mittel- und Unterschicht adressiert ist und auch nur dort Wirkung entfaltet. Wer sich ein schönes neues Elektro-SUV von Porsche leisten kann, beruhigt sein Gewissen damit, dass dieses nun eben keine Dinosaurier mehr verbrennt, sondern eben mit Strom aus der Steckdose fährt, wobei dann auch niemand so genau wissen will, wie der Strom in die Dose kommt. Der Prolet hingegen, der sich jeden Tag mit seinem abgewrackten 99er Kleinwagen zur Arbeit begeben muss und in Abwägung der Kosten zur Schlussfolgerung gelangt, dass Auto immer noch preiswerter als öV ist, wird nicht lange fackeln. Nun kommen hier wieder die Moralwächter, die sicher berechtigterweise anmerken, im Individualverkehr seien die externen Kosten nicht eingepreist. Selbiges gilt aber auch für Güter des täglichen Bedarfs. Und es bleibt eben eine Frage der realen, eigenen Kaufkraft, ob man sich das vegane Schnitzel für 6.95CHF anstelle des Schweineschnitzels für 2.95CHF kauft. Mit der moralischen Keule zu argumentieren ist ebenso unlauter wie das Appelieren an menschliche Werte, die man zuvor über viele Jahre hinweg demontiert hat, weil sie dem wirtschaftlichen Fortschritt im Weg standen. Das Äquivalent zu den aufgemalten, zeitgenössischen Katastrophen ist das Präsentieren der Folterinstrumente im Verliess der spanischen Inquisition. Anstelle der Förderung eines aufgeklärten, selbstänig denkenden und vorallem eigenverantwortlich handelnden Geistes, folgt ein entmündigender Akt dem nächsten. Emotionalisierung ersetzt den Dialog auf Augenhöhe und in gegenseitiger Achtung. Angst wird neuerlich zum Herrschaftsinstrument, während weiterhin der schöne Schein von Freiheit, Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Partizipation propagiert wird. Nobel geht die Welt zugrunde. p.s. Sehr interessant, wenn auch mir an sich bekannt, war die Aussage eines Piloten in einem Podcast, den ich heute gehört habe, dass, entgegen der hiesigen Hitzepanik, in den USA Rentner vorzugsweise Bundesstaaten wie Florida oder Arizona als Altersresidenz wählen. Dabei ist auch darauf hinzuweisen, dass Arizona ein Wüstenstaat mit ausgesprochen trockener Hitze ist, während Florida bereits zu den Tropen gehört, also Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit mit sich bringt – was man üblicherweise als besonders belastend für den Organismus darstellt. Es macht also den Eindruck, als ob älteren Leuten Wärme oder gar Hitze der Subtropen beziehungsweise Tropen weniger zu schaffen macht als das kontinentale Klima Montanas oder das arktische Alaskas. Vielleicht müsste man unsere brillanten, mitteleuropäischen Erkenntnisse zur Hitzeproblematik den Rentner in den USA endlich stecken, damit diese nicht an oder mit Hitze versterben. Gedanken Politik Zukunft Politik
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