Was ist Liebe? #1 Pascal, 27. August 202427. August 2024 Oh, Pfoten verbrannt, zumindest eine. Beim Gaskochherd draussen auf der Terrasse, der eigentlich aus dem Campingbedarf stammt, werden im Gegensatz zum Cerankochfeld in der Küche auch die Pfannengriffe heiss. Lernresistenz oder Unaufmerksamkeit, wie man es auch sehen will, es passiert mir immer wieder. Und die Sonne ist seit dem letzten Mal draussen kochen schon wieder ein merklich Stück nach Süden gerückt, was sich am Einstrahlwinkel des untergehenden Fusionsreaktors abends besonders leicht erkennen lässt. Wehmut zieht ein. Ich hasse Winter, ich hasse Herbst. Schon wieder soviel negative Energie. Weg mit diesen Gedanken. Als ob es auf diese noch ankäme, angesichts des anderen Konvoluts negativer Gedanken. Wie man doch immer jemand anderes sein möchte als man gerade ist. Angeblich soll das die ureigene Baustelle von Max Frisch gewesen sein, woran er sich in seinem Werk ‚Stiller‘ abgearbeitet habe. Wobei Stiller bzw. White letztlich gerichtlich dazu verurteilt wird, Stiller zu sein, ob er will oder nicht. Wenigstens soviel Spielraum besitze ich noch, auch mal jemand anderes zu wollen – und nicht gleich zu müssen. Einen Scheissdreck muss ich… Schön wäre es! Muss ich eigentlich noch lieben? Bloss nicht Bratkartoffeln ankokeln lassen. Um ein Haar zum zweiten Mal verbrannt. Also doch Lernresistenz. Nüchtern betrachtet sollte ich mich nicht beklagen. Angesichts der Tatsache, dass mein Leben statistisch gesehen schon zu mehr als der Hälfte verlebt ist, habe ich mich an der Liebe noch nicht so oft verbrannt. Aber wie bei vielem anderen auch: wenn ich etwas tue, dann doch gleich ganz solide. Dumm gelaufen. Nein falsch, eine Ausrede, Selbstbetrug, oder vielleicht doch nicht? Ich weiss es nicht mehr. Eigentlich weiss ich längst rein gar nichts mehr. Dass mich das Leben ratlos zurücklässt, ist weiss Gott kein gänzlich unbekanntes Ereignis. Aber diesmal, also schon eine recht lange Zeit andauernd, scheint ratlos alleine den Umständen nicht mehr angemessen. Wo ist der Übergang von ratlos zu hoffnungslos? Wobei ratlos in Bezug auf Liebe ohnehin kaum die zutreffende Terminologie ist. Hoffnungslos ist da zweifelsohne zutreffender, macht aber nichts besser, au contraire. Trostspendende Gedanken haben sich in letzter Zeit rar gemacht. Früher, also vor 5 oder 6 Jahren hätte ich an dieser Stelle von Denkstörungen gesprochen und mir mit zunehmendem Leidensdruck irgendwann Neuroleptika verschreiben lassen. Zumeist stellte sich dann Linderung ein, aber glücklich war ich mit den chemischen Helferlein trotzdem nicht. Nebenwirkungen und so, aber auch der Impuls, es doch am Ende selber schaffen zu wollen. Was ist schlimmer: wenn man ganz konkret die Ursachen benennen kann, weswegen man sich depressiv fühlt, oder wenn die Ursachen abstrakt und kaum fassbar bleiben, vielleicht auch bloss eine reine Kopfgeburt sind? Rückblickend ist man immer schlauer, weswegen ich sage, heute ist es schlimmer, weil ich die Ursachen des immensen Leidensdruck nur zu gut kenne. Ich glaube, die Sentenz ‚fruchtloses Grübeln‘ hat sogar Eingang in das ICD oder das DSM gefunden. Wie fruchtlos ist es konkret, über Liebe zu grübeln? Gibt es dazu numerisch fassbare Werte? Und wo ist die Grenze zur Pathologie erreicht? Die Leitlinien besagen, dass 6 Monate Trauerarbeit nach Verlust eines geliebten Menschen ausreichen müssen. Alles jenseits davon ist dann pathologisch und somit behandlungsbedürftig. Nicht, dass ich mir nicht irgendwelche Moleküle zuführen würde, liessen sie das Elend wenigstens für eine gewisse Zeitspanne vergessen. Aber die Erfahrung lehrt, dass diese eher nur den abstrakten Leidensursachen entgegentreten. Die brutale reale Welt, die lässt sich nur eng begrenzt vergessen machen, am wirkungsvollsten ist dabei noch Ethanol, da sich das kleine Molekül um keine Blut-Gewebe-Schranke schert, im Gegensatz zu vielen anderen Substanzen. Früher, vor 25 Jahren waren wir Tripgänger der Auffassung, das Leben sei erst dann ertragbar, wenn man die richtige Kombination und Dosis psychotroper Substanzen gefunden hätte. Da ist was dran. Meines Wissens nach hat sich aber dann doch niemand von uns diesem einen Lebenswandel voll und ganz verschrieben. Die Realität mag oft Scheisse sein, aber sich auf Dauer Illusionen ergeben, das war und ist mein Ding nicht. Abendessen verputzt, 20:14, die Sonne ist weg. Nicht schon wieder. Ja, ich hasse Winter, die Kälte, die Dunkelheit, zieh mich nicht noch weiter runter, noch ist es nicht soweit, es soll noch mal eine Sommer-Gnadenfrist geben. Am Donnerstag, also mit Junior nach Basel zum Baden. Ich hoffe, ich schaffe es. Einfache Freude, die schlicht gelebt werden möchte, aber ständig von den Dämonen dieser widerwärtigen Auswüchse belagert wird. Kein Zweifel, heute ist es schlimmer! Einen Willkürstaat samt seiner Justiz am Hals zu haben, obwohl man sich rein gar nichts zu Schulden hat kommen lassen, so etwas kann kein Kopfkino alleine inszenieren. Mag ich mich überhaupt noch mit irgendetwas beschäftigen? Denk jetzt nicht an einen rosa Elefanten. Genau so ist es mit dem Denken. Sich zu denken, nicht zu denken, ist ein Oxymoron. Ist es mit Liebe wesentlich anders? Weder geht es mit ihr, noch geht es ohne sie. Liebe sei eine egostische Göttin, und ich zucke erschreckt zusammen, als ich, nach diesem Spruch im Netz suchend auf einen Zeitungsartikel mit dem Titel ‚Ersatzreligion Liebe‘ stosse. Um Himmels Willen, reicht es eigentlich noch nicht? Ist diesen Schreiberlingen wirklich nichts mehr heilig? Nicht, dass ich ein besonders religiöser Mensch wäre, im Gegenteil. Aber je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, wie wichtig Religion für viele Menschen ist. Vielleicht ginge es mir heute besser, hätte ich einen Zugang zu Religion und zu einem irgendwie gearteten Gott. Aber während ich allen anderen in Bezug auf ihre Religiosität intuitiv immer unvoreingenommener begegne, sträubt sich in mir selbst alles vehement und radikaler denn je gegen den leisesten Hauch eigener Spiritualität. Wer mit Liebe schon überfordert ist, tut wohl gut daran, von allem anderen Sinnlichen und Übersinnlichen gleich ganz die Finger zu lassen. Allerdings hat die Dominanz meiner Ratio auch etwas Sektiererisches, sonst würde sie sich nicht derart an so etwas rational nicht Fassbarem wie Liebe abarbeiten. Und was, wenn Liebe selbst die eine wahre Religion, die einzige Göttin überhaupt ist? Dann würde ich von ihr gerade ganz arg auf die Probe gestellt, ohne jeglichen Zweifel. Und diese Falle habe ich mir selbst gestellt, immerhin habe ich wenige Sätze zuvor Liebe mit genau diesem Nimbus versehen. Ganz persönlich Gedanken Liebe
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